Wer an die Schulferien gebunden ist muss fahren wenn alle fahren und so rollen wir mit hunderttausend ähnlich gebundenen Menschen Richtung Süden. Stau in Nürnberg, zähfliessender Verkehr vor München und nur noch Schrittgeschwindigkeit auf der Ostumfahrung München. Die helikoptergestützte Echtzeitstauanalyse eines Radiosenders prognostiziert 15 Minuten zusätzlichen Zeitaufwand für die nächsten 30 Kilometer. "Wenn man im Helikopter sitzt geht's eben schneller" denke ich noch. Wir brauchen faktisch 80 Minuten bis zur weiterführenden Autobahn Richtung Süden, haben bis dahin den selben Schwachsinn 7 mal aus dem Radio vernommen und kennen die Nummernschilder der mitschleichenden wohnwagenziehenden Tulpenzücher auswendig. Es ist heiss und das Navi korrigiert die voraussichtliche Ankunftszeit in Kroatien halbstündlich um 60 Minuten nach oben. Wahnsinn! Zur Urlaubszeit nimmt die Anzahl der auf diesem Planeten lebenden Menschen augenscheinlich sprunghaft zu. "Wenn das so weiter geht brauchen wir 6 Tage über die Alpen" überschlage ich und ändere die Routenoptionen im Navi auf keine Autobahn, keine Käsköppe, keine Knete und kein Stau. "In zwei Kilometer die Autobahn verlassen" säuselt das Navi brav. Es ist eben alles eine Einstellungssache! Wir hatten zwar keine Ahnung wo wir genau sind aber nach der vorherschenden Bodenlandschaftsform zu urteilen mussten wir in den Bergen sein.
Österreich auf der Landstrasse zu durchqueren ist schön. Die Strasse schlängelt sich durch liebliche Täler und puppige Ortschaften, Milchkühe nicken einem freundlich zu und hinter jeder Kurve bietet sich ein neues interessantes Panorama. Viel besser als auf der Autobahn, auch viel schneller und zu unserer Verwunderung auch fast ohne grosse Steigung. "In einem Kilometer die Autofähre benutzen" säuselte das Navi und kurz nach einer Biegung war die Strasse zu Ende. Autoschleuse heisst das hier und der Ticketverkäufer versprach uns "in einer halben Stunde seid ihr über den Berg". Ich zahlte die 17 Euro und zischte das Navi an "ohne Knete hab ich gesagt". 40 Minuten später waren wir auf der anderen Seite der Berge in Villach.
Ab hier schlug das Navi nur noch die kleinsten, bergigsten und kurvenreichsten Strassen vor. "Ankunftszeit vorraussichtlich in 84 Stunden" und plötzlich waren wir in Italien und starrten auf die Dolomiten. Wow, das war so nicht geplant und bevor wir aus dem Staunen herauskamen waren wir schon in Slowenien. Auf ein paar wenigen Kilometern schroffe Berge, tiefblaue Bergseen und reissende Wasserfälle. Wir kommen mit dem Oberlauf der Soca - ein eiskalter, glasklarer und fischreicher Fluss - nach Slowenien. Die Wildwasserfahrer, Angler und Kletterer verteilen sich auf das lange Tal und es ist hier trotz Hauptsaison noch angenehm ruhig. Wir nehmen ein kühles Bad in den eisigen Fluten und beschliessen auf der Rückfahrt die gleiche Route zu nehmen. Doch jetzt soll es erst mal nach Kroatien gehen.
"Ankunftszeit voraussichtlich 20 Uhr 39" das hört sich schon besser an und tatsächlich nach tausenden von Kurven und hunderten von Orten und noch einer richtigen Grenzkontrolle mit echtem Pass vorzeigen biegen wir in das letzte kurze Stück der Strecke ein. Es ist noch genauso wie vor neun Jahren, der kleine Ort, die kleine Bar, der Brunnen, der Supermarkt. Ein paar Häuser sind dazu gekommen und ein paar alte Häuser sind renoviert worden, ein paar mehr Autos mit ausländischem Kennzeichen sind jetzt zu sehen aber, genau wie früher beginnt am Ende des Ortes die Schotterpiste und schlängelt sich hangabwärts Richtung Meer. Glücklicherweise immernoch zu steil für frontgetriebene rollende Plastikwohnzimmer. Und nach der letzten Haarnadelkurve liegt er da: unser Platz, 15 Meter über dem Meer, ganz für uns alleine und noch genau so wie wir ihn kennen - Perfecto!
Das Wasser ist klar und lädt zum Tauchen ein. Schon nach kurzer Zeit haben wir mehrere verschiedene Fischarten, Krebse, einen Tintenfisch, eine Garnelenart, soetwas wie Seeanemonen, Seesterne, Seeigel und Seegurken gesehen. Wir basteln uns eine Tauchschnur mit Knoten in Meterabständen, um das Tieftauchen zu trainieren und tatsächlich komme ich am Ende auf 15 Meter. Aus dieser Tiefe erscheint die Sonne nur noch als trübe blassgelbe Scheibe und der verbleibende Sauerstoff wird zum Auftauchen langsam knapp. Die Tage vergehen und wir schwimmen und tauchen und schwimmen und tauchen und tauchen und schwimmen. Der Kühlschrank im Auto verwandelt sich nach ein paar Tagen in einen NichtMehrGanzSoWarmSchrank und so versenken wir die Getränke an kühle tiefe Stellen im Meer. Von Tag zu Tag wird es heisser. Gnadenlos brennt die Sonne auf den Schädel, kurze Zeit nach dem Bad im Meer rinnt erneut der Schweiss und die Zikaden zirpen einem unaufhörlich und laut den Restverstand aus dem leicht sedierten Hirn
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Nach etlichen Tagen und unzähligen Tauchgängen und mehreren Flaschen Sonnencreme sind wir bereit für die Rückreise. Uns gelüstet es nach kühlerem Wetter und nach einer optischen Veränderung. Ausserdem wollten wir die Rückreise langsamer angehen und noch ein paar Freunde und Verwandte besuchen. Wieder geht es vorbei an schönen Bergseen die angenehm kalt sind aber die Lufttemperaturen sind auch hier unerträglich hoch. Nur Nachts lässt es sich in den Bergen besser im Bus schlafen. Doch was ist das? Kenne ich das nicht von früher aus der Seesamstrasse: ene mene Miste es rappelt in der Kiste...
Warum muss man sich eigentlich immer einbilden einen VW-Bus haben zu wollen? Warum nicht mal einfach ein Auto was fährt. Die Antriebswellen rattern oder machen andere komische Geräusche deren Herkunft man lieber nicht erraten möchte, oder ist es vielleicht doch das Getriebe? Das vordere oder das hintere? Warum musste es ein Allrad sein, der hat gleich zwei Gertiebe! Oder ist es doch die verhärtete Visco-Kupplung, die den Antriebsstrang zusätzlich zu den Bergfahrten belastet? Warum raucht der eigentlich so sehr da hinten raus? Irgendwie zieht der nicht so richtig, oder? Was macht der Ölverbrauch und ist das laute patschen am Auspuff normal? Wohl dem, der als VW-Busfahrer einen eigenen Werkstattwagen dabei hat! Wir hatten es nicht und sind erst viel später als geplant und nach unzähligen verschwitzten T-Shirts wieder zuhause angekommen. Aber immerhin aus eigenem Antrieb...
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